Projektmanagement in der Fotografie

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Die Leitung der Öffentlichkeitsarbeit eines großen Kunden möchte uns für neue Fotos der Außendarstellung beauftragen – ein komplettes Overhaul der Webseite und der Werbematerialien, das ganze Paket mit Portraits der Belegschaft inklusive Geschäftsführung, Außen- und Innenaufnahmen der Geschäftsräume von drei verschiedenen Standorten, Fotos vom Kundenkontakt, Atmosphärebilder für die Header der Webseite, Veranstaltungsdokumentation für den Firmenblog und am besten noch alles für Social Media, Webseite und je nachdem auch Flyer. Ein super Auftrag – und kein Problem für uns! Schließlich sind wir Fotografen (und Fotografinnen), arbeiten künstlerisch und wissen, wie wir diese Aufgabe erledigen, ohne uns zu verzetteln und ins Schwimmen geraten… oder?

Anhand dieses Extrembeispiels will ich verdeutlichen, dass professionelle Fotografie selten (fast nie) nur Fotografieren beinhalten kann. Oft plagen unsere Kunden enge Zeitpläne, hinzu kommt die Koordinierung der Belegschaft für die Portraits und schließlich ist da noch die zentrale Überlegung: "Was will ich eigentlich konkret?" Wäre es nicht super, wenn wir ihnen bei ihren Sorgen unter die Arme greifen könnten?

 

Unsere Kundschaft wünscht sich von uns Problemlösungen. Und wir lieben es natürlich, Probleme zu lösen. Perfekte Kombi! Eine Möglichkeit, das zu tun und zu einer produktiven Stütze zu werden, ist die Vorstellung einer Fotoproduktion als klassisches Projekt mit Projektziel, Projektaufgaben, Meilensteinen und Zeitplänen, die mal mehr, mal weniger stark ins Gewicht oder unseren Aufgabenbereich fallen. Als gelernter Projektmanager kann ich selbstbewusst sagen: Das hilft!

 Mit diesem Verständnis fängt unsere Arbeit schon beim Auftragsgespräch an. Wir müssen vom Projektende her denken und so genau wie möglich fragen: Was braucht ihr konkret? Was ist euer Ziel? Was sind eure Zeitpläne? Wofür benötigt ihr die Fotos (Thema Nutzungsrechte)? Welche Formate sind geplant: Hoch? Quer? Quadrat? Häufig kann es sein, dass man selber noch eigenen Input einbringen kann, an den noch nicht gedacht wurde. Durch die konkrete Formulierung der eigenen Ziele wird ihnen auch klarer, ob etwas funktioniert oder nicht. Selbst wenn sie vorher schon Stunden oder Wochen an Überlegungen in ihr Vorhaben hineingesteckt haben.

 

Nach dem Gespräch schicke ich gerne noch ein paar Checklisten hinterher, die meinen Auftraggebern helfen, ihr Vorhaben zu strukturieren.

 

Dann geht es ans Werk: Im obigen Beispiel wären wir Teil eines größeren Vorhabens und verantwortlich für unseren Aufgabenbereich – logisch. Gerne spreche ich aber immer auch mit den anderen im Team, immer in Absprache mit den Auftraggebern, um mein Gewerk inhaltlich und stilistisch in Einklang mit den anderen zu bringen. Ich denke, der Stellenwert der Einhaltung aller Termine und Zeitpläne, der Überblick darüber und eine zuverlässige Kommunikation ist selbsterklärend. Schließlich hängen von uns auch andere Arbeitspakete ab.

Dieses Vorgehen erfordert zwar mehr Aufwand als das reine Ausführen eines Fotoauftrags, aber es unterstützt meine Auftraggeber dabei, den Überblick zu behalten (denn wir sind dann ein Unsicherheitsfaktor weniger) und im Idealfall profitiert die Qualität des gesamten Projekts. Außerdem hilft es dabei, den Prozess zu optimieren, weil im Vorgespräch nochmal mögliche Stolperfallen und Verzögerungen erkannt werden. Und ganz nebenbei erweitern wir auch unser Netzwerk.